11 Dezember, 2023
Kondensstreifen oder Chemtrails? Der Himmel ist bereits am Morgen damit übersät
Zeigen sich am Himmel bestimmte Kondensstreifen, steht für viele Leute fest: Sie haben wieder gesprüht. „Sie“ – das sind die Piloten von Militär- ebenso wie von Linienflugzeugen.
Chemtrail aus dem Flugzeug gefilmt .
Sie sollen Sprühdüsen an den Flügeln aktivieren, die im Flug winzige Metallpartikel freisetzen, Bariumsalze etwa oder pulverisiertes Aluminiumoxid. Die Partikel bilden dann sogenannte „Chemtrails“ (von englisch: Contrail = Kondensstreifen).
Chemtrails kühlen die Erde
Diese lösen sich nicht auf, sondern bleiben in der Luft hängen, wobei sie oft perlschnurartige Ausbuchtungen bilden und sich fächerförmig verbreitern. Vielfach zeichnen sich kreuzende Streifen ein Gittermuster ins Himmelsblau. Am Ende quellen sie zu eigenartigen Wolkenformationen auf, bevor sie zu einem diffusen Nebel verschmelzen. Solche Kondensstreifen wurden früher (in Deutschland vor 2000) angeblich nicht beobachtet, auch auf alten Fotos seien sie nicht zu finden.
Der Sprühnebel soll – so der Gedanke – einen Teil des Sonnenlichts zurück ins All reflektieren, um die durch Treibhausgase ausgelöste Erderwärmung zumindest teilweise zu kompensieren.
Die Chemtrails kühlen also die Erde. Darum geht es dem Auftraggeber der Sprühaktion – und das ist die US-Regierung. Sie weiß, dass der verschwenderische Lebensstil der Amerikaner eine Klimakatastrophe herbeiführen kann.
Doch statt den Energieverbrauch zu drosseln, möchte Washington den großen Konzernen die bei konsequenter Klimaschutzpolitik zu erwartenden Gewinneinbußen ersparen und vergiftet dafür die Atmosphäre. Zur Durchführung des Projekts steckten – so die Annahme – die Regierung Chemiker, Chemiefirmen, Piloten und Luftlinien unter eine Decke, ließen die Flugzeuge umrüsten und veranlassten die Besatzungen, bei geeignetem Wetter zu sprühen.
Internet voll von ominösen Streifen
Dieses Bild zeichnen Menschen, die an die Existenz von Chemtrails glauben. Sie pflastern das Internet mit Aufnahmen der ominösen Streifen und verbreiten oft wirre Hypothesen über deren Wirkung und auch über Gesundheitsgefahren, die von den Partikeln ausgehen sollen. Es handelt sich also um eine klassische Verschwörungstheorie.
„Die Zerstörung des Himmels“
Chemtrails sollen sich auch hinter den Kondensstreifen von Passagiermaschinen verstecken.
Chemtrails nicht nachzuweisen
Wenngleich Staaten in der Vergangenheit schon allerhand getan haben, um das Wetter zu beeinflussen: Die Chemtrail-Theorie lässt sich leicht als falsch entlarven. Zum einen fehlen glaubhafte Quellen, die sie bestätigen. Sie wird meist über esoterische oder ähnliche Internetseiten verbreitet. Zum anderen gibt es trotz zahlreicher Überwachungs- und Analyseprogramme für Luft und Böden keinerlei Hinweise auf die Barium- und Aluminiumteilchen.
Die Deutsche Flugsicherung verlautbarte, es gebe keine auffälligen Flugbewegungen, die etwas mit den Chemtrails zu tun haben könnten. Auch dem Bundesverteidigungsministerium liegen keine diesbezüglichen Erkenntnisse vor.
Das Hauptquartier der US-Luftwaffe Europa wiederum erklärte, dass es die beschriebenen Projekte bei der US-Luftwaffe weder gibt noch gegeben hat. Darüber hinaus wären die Kosten für derartige Maßnahmen erheblich.
Keine atmosphärischen Auffälligkeiten
Zudem beobachteten weder das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt noch der Deutsche Wetterdienst (DWD) Auffälligkeiten in der Atmosphäre.
Laut DWD weist auch nichts auf abweichende Formen von Kondensstreifen hin. Diese entstehen in hinreichend kalter Luft aus dem Wasserdampf der Flugzeugtriebwerke. Bei niedriger Luftfeuchte lösen sich Kondensstreifen rasch wieder auf. Ist die Höhenluft aber relativ feucht, halten sie sich länger und können weiter wachsen, wobei sie sich zu Zirruswolken entwickeln. Nehmen diese große Flächen ein, erscheint der Himmel milchig weiß.
Sollten alle Institutionen Geheimnisträger sein?
Den Sprühern gelinge es eben, ihre Aktionen gegenüber diesen Institutionen geheim zu halten oder diese mit einzubinden, kontern die Anhänger der Chemtrail-Theorie. Alle Geheimnisträger, würden das Problem mittels einer raffinierten Kommunikationsstrategie erfolgreich herunterspielen. Überdies haben sie einen prominenten Mitverschwörer entdeckt, nämlich den Meteorologen Jörg Kachelmann. Er bezeichnete Chemtrail-Gläubige als „Neonazis und Verrückte“. Seitdem wissen diese: Die Wetterdienste stecken auch mit drin.
Aber: Irgendwann würde einer auspacken
Chemtrails sind manchen Verschwörungstheorien zufolge heimliche Sprühaktionen in der Atmosphäre, die von Regierungen und Institutionen durchgeführt werden.
Dagegen gibt es ein schlagendes Argument: Ein Mammutprojekt, an dem Tausende von Piloten, Mitarbeiter von Fluglinien, Firmen, Forschungsinstituten, der US-Regierung, der UN sowie von Geheimdiensten beteiligt sein sollen, lässt sich unmöglich längerfristig geheim halten.
Irgendwann wird sich ein „Whistleblower“ melden und Unterlagen an die Presse oder die Staatsanwaltschaft geben. Dies gilt auch für andere Verschwörungstheorien – etwa die „Mondlandungslüge“, derzufolge die Videos von den Mondflügen der Nasa in einem Filmstudio gedreht wurden und kein Astronaut je den Erdtrabanten betrat.
Rationale Argumente fruchten nicht
Es steht also fest: Die heimlichen Sprühaktionen in der Atmosphäre gibt es nicht, sondern geistern nur als modernes Märchen durch die Netzwelt. Doch wie in anderen Fällen auch ist diese Idee einer groß angelegten Verschwörung nicht tot zu kriegen – allen rationalen Erklärungen und Argumenten zum Trotz.
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