23 ,Juli 2024

Schwache Konjunktur

Die Stimmung in den Industriebetrieben ist schlecht. Die Industrie warnt vor Jobabbau, sie stehe vor ihrem dritten Rezessionsjahr

Wien – Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Die oberösterreichische Hammerer Aluminium Industries (HAI) mit Zentrale in Ranshofen bei Braunau will im Lauf des Jahres konzernweit 250 Jobs streichen, davon 100 im Innviertel. Das Familienunternehmen beliefert Industrien von der Automobilbranche bis zum Bau. Es läuft nicht nach Plan. Eigentlich wollte der Betrieb laut den Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) heuer 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen. Doch die Nachfrage ist verhaltener als erhofft, und das seit dem zweiten Halbjahr 2023, erklärte Vorstandsvorsitzender Rob van Gils.

„Alles schwächelt, die Stimmung ist schlecht“, sagt van Gils, der auf Besserung im zweiten Halbjahr 2025 erhofft. Jetzt heiße es durchtauchen.

Durch die rosa Brille schaut derzeit kaum jemand in der Industrie. Die Zahl der Beschäftigten könnte noch deutlich schrumpfen.

Ein Stimmungsbild, das jenes in großen Teilen der Industrie widerspielt. Der Industrie geht es weiterhin nicht sehr gut, sie bewege sich „in schwierigen Gefilden“. Das ist der Tenor der Industrievertreter, und der spiegelt sich auch in den aktuellen Entwicklungen: Beim Tiroler Haushaltsgerätehersteller Liebherr wird noch um Kurzarbeit für 960 Mitarbeiter gerungen. Geht diese nicht durch, müssen wohl Beschäftigte gehen. Auch der oberösterreichische Photovoltaik-Produzent Fronius kündigte vorige Woche den Abbau von 450 Arbeitsplätzen im Inland an. Es ist nicht die erste Kündigungswelle.

Die Stimmung ist schlecht, die Aussichten sind nicht allzu rosig.

Das zeigt auch eine Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung (IV). Die missliche Lage vieler Industriebetriebe dürfte sich noch deutlich auswirken.

Trübe Aussichten

„Diese erneute Eintrübung der Beschäftigungsaussichten könnte eine grundlegend veränderte Haltung einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen in ihrer Humanvermögensstrategie reflektieren“, so klingt in der Aussendung der IV, was konkret Folgendes bedeutet. Rund ein Drittel der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, erwarten Beschäftigungsabbau. Aktuell gebe es einen prozentuell zweistelligen Zuwachs bei der Arbeitslosigkeit in der Industrie, erklärt IV-Ökonom Christian Helmenstein. Wie dick es wirklich kommt, hänge davon ab, wie stark ein etwaiger Aufschwung in den kommenden Jahren ausfallen werde. Dass die Bäume derzeit nicht in den Himmel wachsen, betonen alle Fachleute.

Die Arbeitslosigkeit in der Industrie könnte „bis weit ins nächste Jahr“ zunehmen und das mit ähnlichen Wachstumsraten, schätzt Helmenstein.

Der Anteil der rund 600.000 in der Industrie Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, bewege sich „im Bereich einer hohen vierstelligen bis fünfstelligen Zahl“.

Von der Rezession in die Stagnation

Geht es nach den Ergebnissen des am Dienstag vorgestellten Konjunkturbarometers, haben viele Betriebe mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Österreich zu kämpfen. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer zufolge stehe die österreichische Industrie „vor ihrem dritten Rezessionsjahr“. Im Vergleich zur letzten Erhebung des Barometers habe sich die Lage zwar ein wenig verbessert. Jedoch bedeute das nicht, dass es derzeit einen Aufschwung gebe – vielmehr bewege sich die Lage von einer Rezession in eine Stagnation, erklärt Chefökonom Helmenstein.

Beim Solarspezialisten Fronius müssen hunderte Mitarbeiter gehen. Es ist nicht der einzige Industriebetrieb, der Jobs abbaut.

Den Beginn eines dritten industriellen Rezessionsjahres führt der Ökonom nicht nur auf externe Faktoren zurück. Einmal mehr beklagen die Industrievertreter, dass der Standort an Attraktivität verloren habe. Der Anstieg der Lohnstückkosten, höhere Energiekosten und mehr Bürokratie, all das laste zunehmend auf den Betrieben.

Laut der aktuellen Konjunkturumfrage sind die Gesamtauftragsbestände sowie die Aufträge aus dem Ausland weiter gesunken.

Ebenfalls zurückgegangen ist die derzeitige Ertragslage; auch bezüglich einer positiven Entwicklung der Erträge in den nächsten sechs Monaten hegen die Unternehmen keine großen Erwartungen.

Stichwort Erwartungen: Auf die Nachfrage, ob er die Kurzarbeit für eine geeignete Maßnahme zum Ausgleich von konjunkturellen Schwankungen halte, sagt Neumayer, dass es sich um ein Instrument für spezifische Situationen handle und demnach auch jeder Fall einzeln beurteilt werden sollte. Allerdings würde Kurzarbeit in Deutschland von Metallindustrie und Maschinenbauer massiv eingesetzt. Damit gerieten die heimischen Unternehmen noch mehr ins Hintertreffen gegenüber der deutschen Konkurrenz. Man müsse „hier noch einmal genau drauf schauen, ob und wie man mit dieser Herausforderung umgeht.“ (Laurenz Lauffer, Regina Bruckner, 23.7.2024)

Leserkommentare …………………………………………….

Energiekosten, Bürokratie, schwächelnde Infrastruktur….. damit wird der Standort unabhängig von den relativ hohen Lohnkosten, die man noch mit der guten Ausbildung argumentieren kann, nicht attraktiver.

es geben in vielen Branchen schon alle Gas! Am Limit!

Schauen Sie doch mal in die Feinkosttheke von ihrem Billa. Wo vor 10 Jahren noch 4 Leute waren, 2 bei der Wurst, 1 beim Fleisch, 1 beim Gebäck… schmeißt heute in den meisten Filialen eine einzige Mitarbeiterin diese ganze Abteilung.

Versuchen Sie mal in einem Baumarkt eine wirklich fachkundige Beratung zu finden die sich 5 Minuten Zeit nimmt ihnen was zu erklären. Ja es gibt sie noch… diese Schätze unter den Verkäufern. Aber es kann dauern irgendwen zu finden.

Und wenn in solchen Branchen 1 Person die Arbeit von früher 4 stemmen muss… dann kann man finde ich echt nicht von Jammern oder Faulheit reden. Zumindest nicht dort!

die armen Mitarbeiter, die jetzt ihren Job verlieren

sollten sich dafür herzlich bei der Gewerkschaften bedanken, die unrealistische Personalkostensteigerungen „erkämpft“ haben. Habe dasselbe vorigen Herbst verhergesagt und, leider für die Mitarbeiter, Recht behalten.

Was sagt und macht unser zuständige Minister dazu.
Nichts.
Die Insolvenzen am Rekordhoch,
die Arbeitslosenzahlen steigen,
die Inflatiom immer noch zu hoch,
die Wirtschaft schwächelt und
Kocher ist abgetaucht.
Und der BK entwickelt jede Menge neuer Pläne.

Seit Corona gehts nur mehr bergab, und die Regierung scheint im Dornröschenschlaf zu verweilen.

Die Stimmung in den Industriebetrieben ist schlecht. Die Industrie warnt vor Jobabbau, sie stehe vor ihrem dritten Rezessionsjahr

Die FPÖ kann sich freuen

Der durchschnittliche Mitarbeiter macht heute die Arbeit die früher 2 oder 3 Leute gemacht haben, kriegt aber in Kaufkraft weniger bezahlt als damals einer.

Quelle https://www.derstandard.at/story/3000000229517/in-der-industrie-wackeln-tausende-jobs

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