13.02.2024
Biologische Kriegsführung
Wie aus Mitteilungen der für „Insect Allies“ ausgewählten Institutionen hervorgeht, erforschen die beteiligten Wissenschaftler, ob sie Viren mithilfe von Grashüpfern, Blattläusen und Weißen Fliegen auf Mais und Tomaten übertragen können.
Ein Forschungsprogramm des Pentagon untersucht den Einsatz von Insekten zur Verbreitung von Pflanzenviren. Nun schlagen deutsche und französische Wissenschaftler Alarm:
Die Forschung könnte leicht zur Entwicklung biologischer Waffen missbraucht werden
Insekten, die im Labor erzeugte Viren auf Pflanzen übertragen, um deren Genmaterial zu manipulieren.
Klingt nach Science-Fiction. Doch genau darum geht es bei dem Projekt namens „Insect Allies“ – also „Insekten als Verbündete“ -, das die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums (DARPA) mit 27 Millionen Dollar fördert.
System hinter „Insect Allies“ leicht zu manipuliert
Konkret erforschen die beteiligten Wissenschaftler etwa, ob sie die Viren mithilfe von Grashüpfern oder Blattläusen auf Mais und Tomaten übertragen können.
Die Viren sollen das Erbgut der betroffenen Pflanzen mittels sogenannter Genomeditierung verändern. Quasi per Biss ließen sich so bereits auf den Feldern wachsende Pflanzen schnell und in großem Stil genetisch verändern.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts sowie der Universitäten Freiburg und Montpellier warnen nun in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazin „Science“, dass ein solches System relativ leicht manipuliert und als biologische Waffe eingesetzt werden kann.
Erkenntnisse könnten für biologische Kriegsführung angepasst werden
Laut Beschreibung des bereits vor zwei Jahren gestarteten und weitgehend unter dem Radar gebliebenen Programms, geht es um die Entwicklung „skalierbarer, leicht einsetzbarer und breit anwendbarer Gegenmaßnahmen für den Fall möglicher natürlicher und technisch erzeugter Bedrohungen für die Nahrungsversorgung“.
Nach Meinung der Kritiker gäbe es allerdings keine plausiblen Gründe, Insekten zur Verbreitung von Genmaterial einzusetzen.
Sie fürchten, die Erkenntnisse aus dem „Insect Allies“-Programm könnten relativ leicht abgewandelt und so für die biologische Kriegsführung angepasst werden.
Könnte andere Länder dazu verleiten, selbst Biowaffen zu entwickeln
„So könnten Gene beispielsweise funktionsuntüchtig gemacht werden – was in der Regel leichter ist als ihre Optimierung. Das Verfahren muss also nicht einmal weiterentwickelt werden, es reicht aus, es zu vereinfachen, um es als Waffe einsetzen können“, sagt Guy Reeves vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön.
Angesichts dieser Einwände könnte das DARPA-Programm den Verdacht wecken, dass es nicht friedliche Zwecke, wie von der B-Waffenkonvention gefordert, zum Ziel hat.