11. Oktober 2024

2021 kaufte der Multimillionär und ÖVP-Unterstützer Siegfried Wolf das MAN-Werk in Steyr. Seitdem geht es mit dem Standort bergab. Fast jeder zweite Beschäftigte wurde entlassen.

Die Kündigungen seien “wie Zeugnisse” verteilt worden, wie eine ehemalige Mitarbeiterin gegenüber Profil erzählt. Trotzdem hat sich Wolf Dividenden in Höhe von 107 Millionen Euro ausbezahlt, wie Recherchen des Magazins nun zeigen.

Vor rund drei Jahren hat der Multimillionär Siegfried Wolf das MAN-Werk in Steyr vom deutschen Autohersteller VW übernommen – und in Steyr Automotive umbenannt. Kaufpreis: Ein Euro. Das zeigen nun Recherchen von Profil. Seitdem lief es für die Belegschaft alles andere als gut. Bereits kurz nach der Übernahme bestand Wolf auf Lohnkürzungen und Entlassungen. Von den früheren rund 2.000 Mitarbeiter:innen wurden in den folgenden drei Jahren etwa jede zweite gekündigt. Zuletzt bekamen Ende August 200 weitere ihr Kündigungsschreiben. Wie Zeugnisse seien die Kündigungen in der großen Halle verteilt worden, erzählt Marina Staudinger gegenüber Profil.

Entlassungen für die Belegschaft – Dividenden in Millionenhöhe für Wolf

Die wirtschaftliche Lage des Werks hat sich in dieser Zeit stark verschlechtert.

Lag der Jahresumsatz 2019 noch bei 1,1 Milliarde Euro, waren es 2023 nur noch 251 Millionen Euro. Geplante Aufträge sind nichts geworden – etwa die Produktion von Kleintransportern für den russischen Autohersteller GAZ oder E-LKWs für ein schwedisch-britisches Start-up. Doch sonderlich viele Bemühungen, den Standort zu retten und die Beschäftigten zu halten, scheint es nicht gegeben zu haben. So berichtet etwa eine ehemalige Mitarbeiterin, dass zwar viele Leute versucht hätten, eine Lösung zu finden und Geschäftsideen durchzurechnen.

„Aber es hieß immer, das können wir nicht machen, sie wollten null Geld in die Hand nehmen, um neuen Projekten eine Chance zu geben“, sagt sie gegenüber Profil.

Auch das 2021 versprochene „Kompetenzcenter“ – eine neue Forschungsabteilung – kam nicht. Denn die dafür notwendigen Fördergelder wurden offenbar nicht lukriert. Stattdessen sollen Technikarbeiter das Unternehmen verlassen – und nun ausgerechnet als Selbständige für MAN in München arbeiten.

Während es also für das Werk und die Beschäftigten bergab ging, war es für den Eigentümer Wolf ein gutes Geschäft: Alleine für das Geschäftsjahr 2022 schüttete er sich 107 Millionen Euro Dividenden aus. Auch an den früheren MAN-Eigentümer flossen kurz vor dem Verkauf 2021 noch 633 Millionen Euro an Dividenden.

Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner und ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer lobten Siegfried Wolf für die Übernahme des Werks in Steyr.

Beste Kontakte zur ÖVP und Korruptionsermittlungen

Siegfried Wolf zählt zu jenen Superreichen in Österreich, die von der ÖVP-Politik der letzten Jahre immer wieder profitiert haben und gilt als bestens vernetzt mit der Volkspartei. So lobte etwa der oberösterreichische ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer die Übernahme von Siegfried Wolf, da sie „neue Perspektiven“ für Steyr bringen würde. Auch der ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss, zu dem Wolf geladen war, zeigte die ÖVP-Nähe. So pflegte er etwa gute Kontakte zum früheren ÖVP-Geschäftsführer Axel Melchior, den früheren ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel oder zur ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Besonders eng war stets auch die Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium. Dort setzte man sich für Steuererleichterungen in Millionenhöhe für Wolf ein. In diesem Zusammenhang schrieb Thomas Schmid einem hohen Mitarbeiter auch die inzwischen berühmt gewordene Nachricht:

„Vergiss nicht – du hackelst im ÖVP Kabinett!! Du bist die Hure für die Reichen!” Für die Bemühungen bedankte sich Wolf später bei Schmid per SMS und endete mit dem Satz: „ich kaempfe auch fuer euch mit allen mitteln…“

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit und Bestechung. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Quelle https://kontrast.at/siegfried-wolf-steyr-automotive-dividende/

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