15.12.2024

Wegen eines schweren Nervenschadens kann Mario K. (62) nicht mehr arbeiten. Trotzdem lehnt die Pensionsversicherung die Berufsunfähigkeitspension ab.

Mario K. leidet an Totalinkontinenz – er kann seinen Stuhl- und Harndrang nicht kontrollieren.

30 Jahre lang war Mario K. (62) in der Hausverwaltung tätig, fuhr teilweise Tausende Kilometer, um die einzelnen Liegenschaften aufzusuchen. Heute verlässt der Floridsdorfer kaum noch seine Wohnung: „Ich gehe nur noch in den Supermarkt und in die Trafik“, erzählt der 61-Jährige im Gespräch mit „Heute“. Der Grund: Mario K. leidet unter neurogener Dranginkontinenz. Das heißt, sein Darm und die Blase sind aufgrund einer Nervenschädigung unkontrollierbar, er muss ständig auf die Toilette – und das mit nur geringer Vorwarnzeit.

Der Leidensweg des ehemaligen Hausverwalters begann vor acht Jahren:

„Im Sommer 2016 konnte ich mich plötzlich nicht mehr aufrichten. Meine Beine haben extrem gezittert, beim Bergaufgehen hatte ich ein heftiges Brennen“, erinnert sich Mario K

„Ich konnte und kann es einfach nicht kontrollieren. Wenn ich es spüre, ist es schon zu spät“

Sein Hausarzt verschrieb ihm Schmerzmittel und Physiotherapie, der Verdacht eines Bandscheibenvorfalls lag nahe: „Doch nichts hat etwas gebracht“, so der 62-Jährige. Zu den Schmerzen kam schließlich auch noch eine Inkontinenz: „Ich konnte und kann es einfach nicht kontrollieren. Wenn ich es spüre, ist es schon zu spät.“

Trotz der Beschwerden wollte der damals arbeitslose Mario K. wieder arbeiten. Im Mai 2017 trat er eine Stelle als Hausverwalter im Außendienst bei einer Genossenschaft an. Obwohl ihn sein Leiden stark beeinträchtigte, verschwieg er es seinem neuen Arbeitgeber – aus Angst vor einer Kündigung.

Enorme psychische Belastung

„Ich habe damals Liegenschaften zwischen St. Pölten und Linz betreut, war viel mit dem Auto unterwegs. Ich hatte daher für den Notfall einen 5-Liter-Kübel und zwei Küchenrollen dabei. Und ich habe damals sehr viel Grünland kennengelernt“, nimmt es der 62-Jährige mit Humor.

Aufgrund des Corona-Lockdowns und den zahlreichen Schließungen wurde die Situation für Mario K. immer belastender: „Im März 2021 konnte ich einfach nicht mehr. Meine psychische Verfassung war ganz schlecht. Ich hatte sogar schon Panikattacken wegen meiner Drang-Episoden. Ich musste daher in den Krankenstand.“

PVA gewährte befristete Berufsunfähigkeitspension

Auch Hilfsmittel wie Einlagen waren keine (dauerhafte) Lösung. „Das permanente Einnässen und die anhaltende Feuchtigkeit führen zudem zu Hautreizungen und Infektionen“, erklärt der Wiener.

Nach einer absolvierten Reha wegen seines Bandscheibenvorfalls stellte Mario K. daher bei der Pensionsversicherung (PV) einen Antrag auf Berufsunfähigkeitspension – diese wurde ihm befristet auf 18 Monate von 1. Juni 2022 bis 31. Dezember 2023 auch gewährt.

„Der Chirurg erklärte mir, dass nur noch ein Darm-Schrittmacher infrage kommt“

Wirbel als Ursache

Immer wieder versuchte der zu 60 Prozent behinderte Wiener der Ursache seiner Inkontinenz auf die Spur zu kommen. Untersuchungen brachten schließlich zutage, dass vermutlich ein Wirbelgleiten (um 1,5 cm verschoben) verantwortlich war: „Mein zweiter und dritter Lendenwirbel wurden dann in einer schwierigen Operation versteift und zusammengeschraubt. Es ging mir nachher den Umständen entsprechend gut, aber die Inkontinenz ist geblieben“, meint Mario K.

Im Oktober 2022 wandte sich der 62-Jährige an die Beckenboden-Ambulanz im AKH und deren Leiter, einen Darm-Spezialisten: „Der Chirurg erklärte mir, dass nur noch ein Darm-Schrittmacher infrage kommt. Wenn dieser nicht funktioniert, dann bleibt nur noch ein künstlicher Darmausgang.“

Darm-Schrittmacher brachte Verbesserung

Nach einer Testphase im Jänner 2023 wurde Mario K. der Darm-Schrittmacher eingesetzt – und dieser brachte auch eine Verbesserung: „Es gab eine positive Veränderung von 50 bis 60 Prozent. Statt einer einminütigen Zeitspanne habe ich jetzt etwa fünf bis zehn Minuten Zeit, um auf’s Klo gehen zu können. Das ist eine gewisse Erleichterung“, meint der Floridsdorfer.

Doch von einem normalen (Arbeits-)Alltag ist der zweifache Vater noch weit entfernt: „Meine Lebensumstände haben sich dadurch keinesfalls verbessert. Ich habe daher bei der PV um eine Verlängerung der Berufsunfähigkeitspension angesucht. Diese wurde aber abgelehnt, weil es mir ja wegen des Schrittmachers jetzt besser geht“, berichtet der Floridsdorfer.

PVA lehnte Weitergewährung von Pension ab

Auch „Heute“-Nachfrage heißt es seitens der Pensionsversicherung dazu: „Am 2. Februar 2024 erfolgte eine Begutachtung von Herrn K., die festhält, dass sich nach einem Jahr nach einer Schrittmacher-Implantation eine nennenswerte Verbesserung des Gesundheitszustands eingestellt hat. Laut eigener Angabe von Herrn K. lassen sich die Beschwerden besser kontrollieren und zeitlich hinauszögern. Aufgrund der nennenswerten Verbesserung wurde die Weitergewährung der Berufsunfähigkeitspension mit Bescheid vom 13. Februar 2024 abgelehnt.“

Über einen Rechtsanwalt der Arbeiterkammer reichte der 62-Jährige daher Klage beim Arbeits- und Sozialgericht ein. Das Verfahren läuft derzeit noch, im Zuge dessen werden auch medizinische Gutachten erstellt. Mario K. hofft auf einen positiven Ausgang.

Auf den Punkt gebracht

  • Mario K. (62) aus Floridsdorf leidet unter einer schweren neurogenen Dranginkontinenz, die ihn arbeitsunfähig macht.
  • Trotz einer teilweisen Verbesserung durch einen Darm-Schrittmacher lehnte die Pensionsversicherung die Verlängerung seiner Berufsunfähigkeitspension ab, weshalb Mario K. nun rechtliche Schritte eingeleitet hat.

Leserkommentare …………………………………………….

Es ist eine Schande . Die eigenen Leute lässt man im Stich . Dafür gibt es in Wien für das Nichtstun und nie einen Beitrag für das Sozialsystem geleistet zu haben 4 – 7 Tausend EURO .

Es ist schlimm, das System gehört schon längst geändert. Da könnte man genug einsparen, wenn der Gerichtsablauf mit der PVA geändert und eingestellt wird . Die verdienen sich eine Goldene Nase auf Kosten erkrankter Menschen und das in 10 Minuten Takten. Pro Kop 180 €. Wenn es ärztliche Befunde gibt werden diese grundsätzlich ignoriert. Es wird schon vor den Verhandlungen besprochen, wer was bekommt und welcher Patient schikaniert wird. Ich habe das selbst erlebt und Anwälte von der AK arbeiten auf der Seite von der PVA. Ich soll mir meine Krankheiten an einem Wochenende gesundschlafen, war die Aussage eines Gutachters, Richterin und meine Anwältin fanden dies lustig. Der Apparat gehört eingestellt.

Das Geld für das Gutachten sollte er sparen. Das interessiert bei Gericht niemanden. Nur die Meinung des neben dem Richter sitzenden PVA Sachverständigen.

Typisch PVA, da wird abgelehnt, obwohl der Mann eindeutig Probleme hat, und auch schon 62 Jahre alt ist. Den Prozess wird er gewinnen.

Ja. Ein traumatisierendes System der PVA. Ich kenne noch 15 Fälle. Die Menschen bringen Arztbriefe ihrer Fachärztinnen und die PVA bezahlt dann Gutachter*innen die „Beis nicht in die Hand, die dich füttert..“ Gegenexpertisen abgeben

Meiner Meinung,wenn ein Mensch Krank ist sollte man ihm schon in Pension gehen lassen .

Die einzigen die gut aussteigen sind die Gutachter, verdienen für ein paar Minuten Arbeit,oft schreiben sie nur den alten Befund ab,ein Vermögen.

So ist die Behördenspirale der Verdammten in Österreich: Bei einem schweren gesundheitlichem Problem ohne Aussicht auf Besserung landest zuerst bei der ÖGK, dort musst alle paar Wochen mit neuen Befunden vorstellig werden, kurz vor Ablauf des Krankengeldes (bis zu einem Jahr) wird in einem schönen Brief darauf hingewiesen doch bei der PVA Inv./BU-Pension zu beantragen, da man zu kaputt ist (tun so als wäre es ein Formalakt). PVA-Ärzte lehnen in der Regel schroff ab, ggf. Einspruch und man wird in der Regel wieder abgelehnt (bzw. ist bedingt arbeitsfähig), man landet beim AMS (je nach Behinderungsgrad in der geschützten Abteilung), die stellen bei verschiedenen Arbeitserprobungen leider fest, dass es gesundheitlich am Arbeitsmarkt einfach nicht mehr geht. Mit zwischenzeitlichen Krankenständen erfolgt dann zumeist ein erneuter Antrag (nach Sperrfrist) bei der PVA, in der Regel Ablehnung oder bestenfalls Gewährung von Rehageld, dann beginnt der Kreislauf von Vorne. Nach ein paar Jahren ist man zusätzlich zum bestehenden gesundheitlichen Problem auch psychisch „im Eck“, von den Gutachtern (der PVA und des SozMin.) werden die Menschen mitunter als der letzte Dreck behandelt, Diagnosen ignoriert bzw. verdreht und es wird latent unterstellt Sozialschmarotzer zu sein oder zumindest hochgradig zu übertreiben. Am Schluss ist man im Teufelskreis gefangen. Das angesparte Geld ist nach x-privat zu bezahlenden Spezial-Fachärzten, Therapien und OPs zumeist auch restlos aufgebraucht. Habe einen wirklichen langen und tiefen Einblick in das System und kann sagen, es wird immer schlimmer, da kein Geld (für die einheimischen chron. Kranken) da ist. Quo vadis tu felix Austria?

Quelle https://www.heute.at/s/kranker-wiener-in-not-er-bekommt-keine-pension-120071179/comments

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